Blog
Briefe aus Anantapur

Brief aus Anantapur

Stärkung des Selbstwertgefühls
Ohne Impulse von außen gibt es keine Lernfortschritte. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stellt deshalb den ersten Schritt für freies und verantwortliches Handeln dar, die jede Gesellschaft von seinen Bürgerinnen und Bürgern erwartet. Deshalb versucht die Stiftung Vicente Ferrer seit ihrer Gründung im Jahr 1969 die unterschiedlichen Gruppen in allen Programmen zu ganzheitlicher Entwicklung zu ermutigen und zu befähigen.

Um diese Ziele zu erreichen, bestärkt das Personal der Stiftung die Verantwortlichen der Gemeinde immer wieder und verstärkt das Vertrauen der schwächsten Glieder der Gesellschaft, indem sie das Ziel vermitteln, das Leben in die eigene Hand zu nehmen sowie ihre Würde und ihr Selbstwertgefühl wiederzuerlangen. Jedes Dorf wird durch ein Komitee zur Entwicklung der Gemeinde (Comité de Desarrollo de la Comunidad, CDC) repräsentiert. Diese Gruppe besteht aus selbstbewussten Mitbewohnern, die bei Problemen mit schwierigen Bürgern vermitteln.

Durch eigenverantwortliches Handeln und eine sinnstiftende Tätigkeit können Menschen ihr Leben verändern. Die zwölf Kunstwerkstätten der FVF sind ein gutes Beispiel dafür, weil sie behinderten Frauen aus armen Familien eine Beschäftigung geben, die es ihnen erlaubt, sich zu emanzipieren und ihr psychologisches und emotionales Wohlergehen zu vergrößern. Zusammen mit den ’sanghams‘ (Fraueninitiativen), Fortbildungs- oder Sportprojekten gibt es weitere Programme, die stets versuchen, das Selbstwertgefühl dieser Menschen zu stärken.

Die Vicente Ferrer Stiftung (FVF) fördert einen Plan, um angesichts der großen Trockenheit, Trinkwasser im Süden Indiens zu garantieren
Die Organisation unterstützt 250.000 Bauern mit Trinkwasser und Futter fürs Vieh
Im Süden Indiens herrscht eine extreme Trockenheit, die die Landbevölkerung hart getroffen hat. Mehr als 80% der Einwohner hängen direkt von der Landwirtschaft ab und die beiden letzten Ernten im März und Oktober waren verheerend.

Die Niederschläge in Anantapur sind während des letzten Jahres um 40% zurückgegangen – so die Medien. Das trifft ausgerechnet einen Distrikt, der als zweittrockenste Zone des Landes klassifiziert ist. Durch zu viel Wasserentnahme aus dem Boden und aufgrund starken Regenmangels sind viele Brunnen ausgetrocknet.

Der Direktor der Programme der FVF, Moncho Ferrer, wies darauf hin, dass es das Vordringlichste ist, „Trinkwasser für Mensch und Tier zu beschaffen, um sowohl Dehydrierung als auch Krankheiten durch Konsum von verschmutztem Wasser zu verhindern. Außerdem müssen wir Futter für das Vieh besorgen, um den voreiligen Verkauf der Tiere zu unterbinden, damit die Bauern ihren Lebensunterhalt weiter verdienen können.“

Verteilung von Futter und Wasser
Die Stiftung FVF hat Reservesilos geöffnet, um 3.244 Tonnen Futter für Milchvieh an mehr als 2.000 betroffene Bauern zu verteilen. Damit wollen sie den Verkauf der Tiere verhindern, etwas, was viele Bauern aus Sorge um Verendung ihrer Tiere tun würden. Außerdem hat die Stiftung die Lieferung von Trinkwasser für Mensch und Tier veranlasst. Insgesamt sind 33.247 Lastwagenlieferungen unterwegs, um Wasser an die Bevölkerung in 143 Dörfer zu liefern. Die Zahl der davon profitierenden Menschen beläuft sich auf 250.000. Die durch die Organisation bereit gestellte Hilfe versorgt die Menschen für die nächsten Monate der Dürre.

Museum über die Geschichte der Stiftung in Anantapur
Nach fünf Jahren Arbeit haben wir in den Hauptgeschäftsräumen der Stiftung in Anantapur eine Ausstellung eröffnet, die die Geschichte und die wichtigsten Meilensteine der FVF in Indien wiedergibt. Die Besucher erfahren in einer sorgfältig erarbeiteten Dokumentation viel über die Entwicklung der Stiftung und erhalten Einblicke in die Sammlung aus den Archiven. Auf einer großen Karte sind alle Orte markiert sind, an denen die Organisation präsent ist – versehen mit Erklärungen aus den jeweiligen Aufgabenbereichen sowie allen Projekten, die dort entstehen.

Wir setzten auf Inklusion
Unter Inklusion versteht man eine auf die Bedürfnisse des einzelnen Schülers – behindert und nicht behindert – ausgerichtete Ausbildung. Die neue Primarstufe mit Inklusion öffnete 2016 ihre Tore. Diese Schule ist die erste in Anantapur, die internationale Standards für Erreichbarkeit, Sicherheit und Qualität der Ausbildung erfüllt. Sie bietet Platz für 120 Schüler und während des ersten Jahres ihres Bestehens sind bereits 60 Schülerinnen und Schüler zwischen der ersten und fünften Klasse ausgebildet worden.

Drei weitere Zentren für behinderte Schüler werden in der nächsten Zeit als Inklusionsschule ausgewiesen. Dafür sind die Lehrerinnen und Lehrer während der Schulferien, die von April bis Juni dauern, intensiv in Blindenschrift oder Zeichensprache fortgebildet worden.

Karen Ulderup mit Anna & Moncho Ferrer